Anas aus Damaskus, Syrien

Die Geschichte der Flüchtlinge ist immer auch eine Geschichte von geplatzten Träumen. Wie bei Anas Hasan aus Syrien. Nach seinem Schulabschluss will er Jura studieren, um eines Tages die Kanzlei des Vaters zu übernehmen. Er sammelte alle nötigen Unterlagen für die Einschreibung an der Universität und war bereit für den Start in seine Karriere. Doch das Schicksal meinte es anders mit ihm. Der Krieg zwang ihn und zwei Brüder zur Flucht aus seiner Heimat, die für viele in seinem Alter zum Todesgrab wurde.

Seine Freunde waren in die syrische Regierungsarmee eingezogen worden, er konnte wegen seiner ursprünglich türkischen Herkunft dem Dienst noch ausweichen. Bevor er schließlich zur Waffen greifen musste, floh er. Zunächst lebte er alleine, ohne seine Geschwister. Er fand neue Freunde aus Syrien in Deutschland, lernte eifrig die neue Sprache – und begriff, dass er seine alten Pläne vergessen muss. Mittlerweile hat er über ein Praktikum im Klinikum Mittelbaden seinen neuen Berufswunsch gefunden: Er will Krankenpfleger werden. Sein Vorbereitungsjahr für die Ausbildung hat er begonnen. Endlich hat er wieder neue Herausforderungen, viel Kontakt zu neuen Menschen und Spaß an seiner Tätigkeit.

Um 6 Uhr morgens tritt er seine Schicht an und hilft beim Verteilen der Mahlzeiten und der Medikamente, auch beim Waschen der Patienten und beim Wechsel von Infusionen. Er strahlt, weil er Bedürftigen helfen kann und ihn die Nähe zu Menschen begeistert.

Das sind seine großen Ziele: Berufsabschluss, Anstellung mit festem Gehalt, eines Tages eine Familie gründen und seine Geschwister und Eltern nach Deutschland bringen. Zwei Brüder sind bereits hier. Einer davon lebt sogar mit ihm in der ersten, eigenen Wohnung. Der Stolz darüber glänzt in seinen Augen, wenn er davon erzählt. So auch, wenn er von seiner Ansicht zur Identität eines Menschen spricht. Ist ein Mensch primär durch seine Herkunft einzuordnen? Dem praktizierten Glauben? Für ihn spielt die Kultur keine Rolle, Herkunft ist weniger relevant als gewählte Religion. Im Kern jedoch gilt für ihn: “Der Mensch ist Mensch”. Eine vage Aussage und ein Aufruf zur differenzierten Betrachtung. Anas hat es verdient, als Individuum wahrgenommen zu werden, das hier in Deutschland einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten will.

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Kevin Bernowski

Jahrgang 1997. Nach seinem Abitur an der Anne-Frank Schule in Rastatt studiert er nun in Karlsruhe Mathematik. Kein Wunder: Er ist Träger des Mathematikpreises seiner Schule. Als Hobbysportler und Optimist geht er zielstrebig durchs Leben und schmunzelt gern über die politischen „Stammtisch-Phrasen“ der älteren Generation in seinem Fitness-Verein. RAVOLUTION bedeutet für ihn, den Schreibdrang zu stillen und die Gegenwart mitzugestalten.