Khadija aus Maidan-Wartak in Afghanistan

Khadija ist eines der besten Beispiele für gelungene Integration. Dieses Portrait schreiben wir erst 2025. Die Afghanin ist heute 19 Jahre jung, vor 10 Jahren kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. In dieser Dekade hat sie alle Chancen genutzt, die sie finden konnte. Wir erzählen ihre Geschichte andersherum. Nicht von der Flucht beginnend, sondern über ihr Leben heute.

Die junge Frau spricht sechs Sprachen: Dari, Deutsch, Englisch, Französisch, Persisch und Türkisch. Sie hat Abitur am Tulla-Gymnasium in Rastatt gemacht und beginnt im Oktober ihr Studium im Bereich Bauingenieurwesen. „Ich mache den Bachelor und dann hoffentlich noch den Master dazu.“ Bis dahin hat sie einen Minijob in einem Fitnesstudio. Während sie erzählt – ganz ruhig, aber sehr bestimmt und lächelnd – entsteht automatisch die Frage: Was wäre aus ihr in Afghanistan geworden? Angesichts von Taliban, ohne Selbstbestimmung, ohne Schulbildung, aber verbunden mit Angst und dem ständigen Risiko von Gewalt in ihrem Geburtsland.

In der Grundschule in Muggensturm bekommt sie die Gymnasialempfehlung, wechselt auf das Goethe-Gymnasium in Gaggenau. 2020 erlebt sie den Push ihres Lebens: Sie bekommt ein Stipendium von „Talent im Land“, unter anderem gefördert von der Baden-Württemberg-Stiftung. Das Stipendienprogramm bringt es auf den Punkt: „In Deutschland hängt der Bildungserfolg junger Menschen noch viel zu häufig von der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Eltern ab. Dabei ist gerade für Jugendliche aus benachteiligten Familien Bildung der Schlüssel zu einer selbstbestimmten und erfolgreichen Zukunft.“

Khadija bekommt finanzielle Förderung, ein begleitendes Seminarprogramm und individuelle Beratung. „Das hat mir das Gefühl gegeben, zugehörig zu sein.“ Über die Schule erfährt sie nichts davon, aber von einer Freundin. Noch ist sie zu dem Zeitpunkt zu jung für eine Bewerbung. „Ich habe jeden Tag gewartet, bis ich in die siebte Klasse komme und es März ist, und ich mich bewerben kann.“ Das Stipendium gibt ihr Sicherheit – und Freiheit.

„Sag mal, Khadija, was gefällt dir an Deutschland?“ Ihre Antwort: „In Deutschland gefällt mir die Vielfalt. Und der soziale Staat. Dass die Menschen nicht zurückgelassen werden. Und dieses Miteinanderleben. Klar, es gibt schlechte Leute. Aber es gibt genug gute Menschen, die man treffen kann. Einfach diese Menschen. Und das System.“ Zu dem sie jetzt gehört in ihrer neuen Heimat Deutschland.

Dieser Beitrag wurde 2025 von Ute Kretschmer-Risché geschrieben.